Wie aus dem Bilderbuch?

Eröffnung des Kinderbuchregals im Femarchiv + Info- und Diskussionsveranstaltung mit Vertreter_innen des NoNo-Verlages

Donnerstag, 20.1.11  19.00 Uhr im Femarchiv

Gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse werden zu einem großen Teil durch soziale Praxen und normative Vorstellungen getragen. Geschlechterrollenaufteilungen und heterosexistische Hierarchien, aber auch kolonialistische und rassistische Bilder usw., werden schon von frühster Sozialisation an, offen und subtil vermittelt. Kinderbücher sind ein Teil davon. Figuren und Geschichten aus Kinderbüchern sind große Identifikationsmomente; was in Kinderbüchern als gut oder schlecht, als selbstverständlich oder besonders, als Subjekt oder Objekt dargestellt wird, prägt nachhaltig die Weltsicht und Selbstwahrnehmung.

Mit der Eröffnung des Kinderbuchregals im Femarchiv wollen wir ein Angebot an Kinderbüchern zugänglich machen, die den Anspruch vertreten, gesellschaftlicher Normierung entgegenzutreten.

Wir haben Vetreter_innen des NoNo-Verlages eingeladen, um mit ihnen über ihre Arbeits- und Diskussionsprozesse und die Kontroversen und Schwierigkeiten beim Versuch nicht-normative (Kinder)Literatur zu schaffen, zu erfahren und zu diskutieren. Anschauliches Beispiel wird dazu ihre neuste Publikation „Raumschiff Cosinus – Der Bordcomputer hat die Schnauze voll“ sein.

„Der NoNo-Verlag ist ein Verlag für nichtnormative Kinderbücher, Sachbücher und Ratgeber.(…) Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass die meisten deutschsprachigen Kinderbücher ihre Geschichten in einem Setting ansiedeln, das nur sehr eingeschränkte Familiensituationen und Geschlechterrollen zeigt. In der Regel wird die harmonische Beziehung eines heterosexuellen (Ehe)Paars mit ein oder zwei Kindern und traditionellen Rollenverteilungen dargestellt. Zudem gehören die dargestellten Figuren meist dem weißen deutschen Mittelstand an, haben keinen Migrationshintergrund und entsprechen körperlichen Normen. Wenn überhaupt, dann werden andere Lebensentwürfe, -situationen, und Identitäten meist in einer Weise dargestellt, die sich auf ihre vorgebliche „Andersartigkeit“ konzentriert. Diese Art der Darstellungen grenzt all diejenigen aus, deren Lebenssituationen nicht dem vorherrschenden Ideal einer solchen „Bilderbuchfamilie“ entsprechen. Dahingegen ist die Idee des nichtnormativen Konzepts, in Geschichten für Kinder (und anderen Büchern) eine möglichst große Bandbreite an Optionen in Bezug auf Identitäten, Lebensentwürfe, Hintergründe und Orientierungen als gleichwertige Hintergrundnormalität abzubilden.“

(www.nono-verlag.de)